Unsere Oder-Rad-Reise im Sommer 2023


Endlich Urlaub: und Urlaub heißt, auch ein Urlaubsziel zu haben. Bei uns hieß das aber: der Weg ist das Ziel. Und dieser Weg führte uns nach Ratzdorf, einem kleinen Dorf an der deutsch-polnischen Grenze, wo die Oder an der Neißemündung auf Deutschland trifft.

Diesen Weg wollten wir von der Oderquelle aus nicht gehen, sondern mit dem Fahrrad bewältigen. Und eigentlich gibt es in Polen den BlueVelo, den Radweg entlang der Oder. Aber den gab es für uns noch nicht.

Die Oderquelle liegt in Tschechien auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe von Olomouc/Olmütz. Nach Olmütz sind wir am 19.6. allerdings mit der Bahn gefahren und dank Gottfrieds Fahrkarten-Talent hat das auch (fast) gut geklappt. Die ZD ist ein Partnerunternehmen der DB und hat halt auch Probleme mit der Pünktlichkeit. Für die Stadt selber haben wir uns aber einen Tag Zeit genommen, und das war auch gut - alte Städte sind immer sehenswert. Viele Brunnen, eine astronomische Uhr und eine Turmbesteigung standen auf dem Programm.

21.06.2023

Am ersten richtigen Reisetag ging es dann vorrangig erstmal bergaufwärts, Quellen liegen ja meist oben. So weit oben, dass wir in der Mittagshitze schieben mussten. Leider war schon von Ferne zu hören, dass Betrieb auf dem Truppenübungsplatz war: die Oderquelle war wegen verschlossener Schranken nicht zu erreichen, bis auf 600m sind wir rangekommen. Entschädigt wurden wir dafür aber durch die anschließende Talfahrt Richtung Odry. Der erste Tag endete eine Stunde später nach 65 km in Fulnek.

22.06.2023

Am zweiten Tag steht Ostrava als Ziel auf dem Plan. Die Landschaft ist nun nur noch hügelig und es geht in einen Seitental zur Oder (Odra). Die Einfahrt nach Ostrava gestaltet sich für Radfahrer etwas komplizierter, aber wir bekommen in einer Zweigstelle der Stadt-Info einen Tipp auf einen Schleichweg und erreichen sicher unser Hotel im Zentrum (nach 53 km). Wir schaffen es auch noch auf den Rathausturm: mit dem Fahrstuhl geht es hoch zur Aussichtsplattform. Für uns Touris eine gute Möglichkeit, sich einen Überblick über die drittgrößte Stadt Tschechiens zu verschaffen.

23.06.2023

Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag gibt es noch einen alten Förderschacht mitten in der Stadt zu sehen. Wir sind schnell draußen und fahren teilweise unterhalb von Steilhängen des Odertals entlang. Bereits am Vormittag passieren wir die Grenze zu Polen in der Kleinstadt Starý Bohumín (Alt Oderberg). Hinter der Grenze (in Polen) besuchen wir einen Aussichtsturm an der stark meändernden Oder. Die Oder hat nach Grenzfestlegung ihre Lage verändert, die Grenze liegt nicht mehr in Flussmitte, das sieht in der Landkarte schon interessant aus (siehe Bild). Wir passieren danach auch mehrere Fischzuchtteiche, ähnlich wie im Spreegebiet zwischen Bautzen und Neschwitz. Nach 69 km erreichen wir nach ein paar Regengüssen ein "Hochzeitshotel" in Dziergowice/Oderwalde (im Erdgeschoss ist ein riesiger Saal zum Feiern, im Obergeschoss wird geschlafen). Der Ort liegt in einer Region, in der es aufgrund der Bevölkerungsanteile möglich ist, die Ortschilder zweisprachig auszuführen, wie z.B. das Schild für Alt Cosel (das erfahren wir einige Tage später in Opole).

24.06.2023

Am 24.6. geht es weiter Richtung Opole/Oppeln. Bei Zdzieszowice haben wir auch eine der wenigen Oderfähren genutzt: eine Verholfähre. Die Fähre wird an einem Seil zur anderen Seite mit Muskelkraft gezogen, dafür gibt es spezielle Hölzer. Beeindruckend ist, dass die Fahrgäste tatkräftig mit anpacken. Nach 72 km erreichen wir dann Opole/Oppeln, wo wir 2 Tage Aufenthalt geplant haben. Wir haben uns in Sichtweite des Bahnhofs ein Apartment mit Waschmaschine gemietet und füllen auch unsere Vorräte auf. Der Bahnhofsvorplatz wird derzeit umgestaltet, anhand der Bilder ist zu erahnen, wie schön er wird. Die alte Dampflok macht schon einen guten Eindruck.

⇑ nach oben ⇑

25.06.2023

Am Sonntag wollen wir eine Holzkirche in Kolanowice und eine Hängebrücke in Ozimek besuchen - leider ist die Kirche geschlossen. Im Opolner Land gibt es noch viele Holzkirchen, wir fühlen uns wie in Norwegen. Nach dem Rundkurs von 61 km um den Turawskie-See sind wir abends wieder in Opole.

26.06.2023

Der Montag ist für die Stadtbesichtigung vorgesehen, durch einen glücklichen Zufall besuchen wir auch das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen mit einer sehr interessanten Ausstellung über die deutsche Bevölkerung in Polen. In Oberschlesien gibt es noch eine starke deutsche Minderheit. Hier erfahren wir auch mehr über die zweisprachigen Ortsschilder.

27.06.2023

Dieser Tag führt uns über Brzeg mit einem sehenswerten Piasten-Schloss und über 63 km Stecke nach Scinawa Polska, am Nachmittag sind wir noch kurz in Oława.

28.06.2023

Hinter Oława gibt es dann den einzigen mit BlueVelo gekennzeichneten Abschnitt für Radfahrer, allerdings endet der Weg abrupt an der Bahnstation Kotowice: also zurück ins Dorf und von dort über die Landstraße weiter. Irgendwo gibt es dann ein Hinweisschild. Der Weg, dem wir folgen, wird dann auch durch eine Bahnlinie unterbrochen: wir müssen die Räder über die Gleise heben. Erstaunlicherweise ging es dann aber ziemlich gut bis ins Zentrum von Wrocław/Breslau entlang lokaler Radwegschilder. Der 28.6. endete nach 43 km dort.

29.06.2023

Breslau haben wir bereits 2016 als Kulturhauptstadt kennengelernt, dadurch fahren wir gleich am nächsten Tag weiter, machen am Nachmittag Station in Lubiąż/Leubus und besichtigen (leider nur von außen) das beeindruckende ehemalige Zisterzienserkloster, an dem die Erhaltungsmaßnahmen laufen. Am Ende des Tages erreichen wir nach 66 km eine Raststätte bei Kawice an der "Bundesstraße" 94 (glücklicherweise mit Zimmer nach hinten zum Teich).

⇑ nach oben ⇑

30.06.2023

Am 30.6. fahren wir 69 km, da wir eine Übernachtung in einem Schloss gebucht haben - wir erinnern uns noch gerne an die Burg in Rezel in den Masuren. Über Prochowice und Ścinawa fahren wir dann doch eher geradlinige Landstraßen und sind am Nachmittag in Glogów. Besonders sehenswert sind die Ausgrabungen auf dem Marktplatz: dort sind die Keller der Tuchhändler mit den Lageräumen zu sehen. Und an den alten Wallanlagen finden wir ein Denkmal für die Opfer des Kommunismus (Das Schiksal von z.B. Witold Pilecki stimmt schon nachdenklich). Und dann das Schloss in Czerna: wir biegen von der Straße in eine Allee ab und gelangen auf den Vorplatz das Schlosses. Die Gästezimmer sind im hinteren Anbau, aber das Frühstück am nächsten Morgen findet für alle Gäste an einer gemeinsamen Tafel unter Gewölbe statt. So kommen wir mit den anderen Gästen ins Gespräch.

01.07.2023

Bei der Weiterfahrt treffen wir auf dem Markt von Bytom Odrzański einen Gestiefelten Kater. "Die schwarze Katze von Bytom ist äußerst vornehm, ernst und gleichzeitig auf ihre Aufgabe konzentriert: Sie hilft, beschwipste Gäste, die sich auf dem Weg nach Hause verirrt haben, aufrecht zu halten. Laut der Gedenktafel unter dem Denkmal ist die Legende vom hilfsbereiten Vierbeiner bereits 400 Jahre alt, obwohl ein solcher Kater sicherlich in jeder polnischen Stadt nützlich wäre." (übersetztes Zitat aus dem www) Nach der Rast in Nova Sol/Neusalz fahren wir über die Klappbrücke am Oderhafen und über die Oderbrücke auf die östliche Seite und nutzen dann eine für Radfahrer asphaltierte Bahntrasse - wie bei uns. Diese verlassen wir in Konotop und weiter gehts zu einem Hotel mit Blockhaus in Radowice/Trebschen, das wir nach 61 km erreichen. Dort sehen wir uns am Nachmittag noch das Schlösschen an (nur von außen).

02.07.2023

Über Nebenstraßen geht es dann am 2.7. in Odernähe weiter und wir haben unsere zweite lange Schiebestrecke: im Wald hinter Cigacice stimmt der Waldweg mit dem Straßenbelag in der Karte nicht überein. Sand ist halt Sand. Irgendwann wechselt er in Kopfsteinpflaster und dann sind wir bald wieder auf Asphalt. Für dieses Durchhalten belohnen wir uns im nächsten Dorfkonsum mit Eis. Am Sonntag! Gut gestärkt erreichen wir dann nach 52 km Krosno Odrzańskie/Crossen an der Oder. Unser Quartier liegt oberhalb des Oderhangs, durch den Park (ehemals Friedhof) gehen wir ins ehemalige Stadtzentrum, das leider in einem erbärmlichen Zustand ist - von Zentrum keine Rede. Kirche, alte Post, etwas Schloss, ein paar Altstadthäuser: der Wahn der Nazis hat leider von der schönen Kleinstadt nicht viel übrig gelassen. Immerhin wird die alte Oderbrücke restauriert.

03.07.2023

Und nun sind wir auch schon sehr nah an der deutschen Grenze. Am 3.7. geht es über die Dörfer und nur 35 km bis nach Kosarzyn/Kuschern in der Nähe der Neißemündung. Wir haben noch ausreichend Zeit für einen Besuch der Landzunge zwischen Oder und Neiße. Ratzdorf liegt zum Greifen nahe und mit einem 10m-Sprung von der Sandbank zwischen beiden Flüssen über die Neiße wären wir schon "zu Hause". Aber so einfach ist es nicht.

⇑ nach oben ⇑

04.07.2023

So fahren wir am 4.7. etwas südwärts zur Brücke nach Coschen und von dort auf dem deutschen Ufer nordwärts über die Ziltendorfer Niederung, Fürstenberg/Oder und Frankfurt in einen Vorort von Słubice, den wir nach 58 km erreichen. Wir treffen an diesem Tag mehr Radreisende als in den zwei Wochen davor, Polen ist vermutlich keine Radfahrernation. In Słubice bleiben wir dann bis zum 6.7., da Martin am 5.7. zu einer Beerdigung noch Berlin fährt. Anne chillte an diesem Tag im Hotel am Teich und las, bzw. beobachtete Enten, Schwäne und Raubvögel.

06.07.2023

Am vorletzten Tag geht es dann über Frankfurt, Helenesee, Müllrose, Beeskow nach Lindenberg, wo wir nach 55 km eintreffen. In Lindenberg befindet sich das Wetter-Museum, weil dort schon vor hundert Jahren Wetterbeobachtungen durchgeführt wurden. Dafür gibt es hier eine Ballonhalle, die aussieht wie für Zeppeline gemacht (nur halt kleiner).

07.07.2023

Der letzte Tag unserer Reise führt uns über Storkow am Wolziger See vorbei: Kablow Ziegelei, Niederlehme und Wernsdorf liegen auf dem Weg. Und nach 68 km sind wir dann zufrieden wieder zu Hause in Adlershof.

Alles zusammen genommen waren wir dann in den drei Wochen gut 900 km auf dem Rad unterwegs gewesen und haben viel gesehen und viel gelernt. Und die Bewegung auf dem Rad hat uns wieder sehr gut getan, es wird nicht unsere letzte Tour sein.

Auch diesmal war das Landkartenprogramm mit offline-Karten auf dem Smartphone. Ich habe Oruxmaps und die Karten von openandromaps verwendet und die Tracks aufgezeichnet. Diese stehen als gpx-Dateien zur Verfügung.

Touren als gezippte gpx-Dateien

⇑ nach oben ⇑

die astronomische Uhr am Rathaus in Olmütz

die astronomische Uhr am Rathaus in Olmütz



Flusslauf und Grenze weichen voneinander ab

Flusslauf und Grenze weichen voneinander ab



Ortseingangsschild von Alt-Cosel

Ortseingangsschild von Alt-Cosel



Verholfähre auf der Oder

Verholfähre auf der Oder



Dampflok vor dem Bahnhof in Opole

Dampflok vor dem Bahnhof in Opole



Detail von einem Brunnen in Opole

Detail von einem Brunnen in Opole



"Hacksche Höfe" in Breslau



Frühstück im Schlossgewölbe

Frühstück im Schlossgewölbe



auf dem Markt von Bytom Odrzanski

auf dem Markt von Bytom Odrzański



Sandbank zwischen Neiße und Oder

Sandbank zwischen Neiße und Oder



<body> <p>Diese Seite verwendet Frames. Frames werden von Ihrem Browser aber nicht unterst&uuml;tzt.</p> </body>